Samstag, 28. Juli 2012

Der gute alte Ludwig Erhard

ist nun schon lange tot, und dennoch wird der "Vater der sozialen Marktwirtschaft" noch immer und oft zitiert. Nun ja, er war ein angesehener Mann, und aus der Vielzahl seiner Stellungnahmen findet sich wohl für nahezu jede Ansicht ein geeigneter Satz.

In dem Buch "Die Strippenzieher", aus dem ich mir mehr Aufschluss über die die Lobbyisten in unserer Republik versprach, als es zu liefern vermag, fand ich den folgenden Ausschnitt, den er nach Angaben des Autors am 26. März 1955 im Deutschen Bundestag sprach:
Kartelle sind in einer Marktwirtschaft nach ihrer inneren Logik dieses Systems artwidrige Fremdkörper. Wer den staatlichen Dirigismus als Lenkungsinstrument im wirtschaftlichen Leben ablehnt, kann nicht zugleich die kollektive Steuerung der Wirtschaft durch Kartelle gutheißen oder gar als nützlich und notwendig erachten. Wer im Kollektivismus politische, soziale und gesellschaftswirtschaftliche Gefahren erblickt, kann nicht gleichzeitig Kartelle als eine besondere Spielart kollektivistischen Geistes verteidigen wollen. 
 Was würde wohl Ludwig Erhard heute dazu sagen, wenn er die Kartelle der Energieversorger betrachtete, die uns die Strom- und Gaspreise diktieren, die Kartelle der Banken, die nicht nur die Bundesregierung, sondern die Politiker in aller Welt vor sich hertreiben?

Gabor Steingart, der offensichtlich auch über einen Denk-Eimer verfügt, hat schon vor einiger Zeit über dieses Thema nachgedacht. Sein fiktives Interview mit Ludwig Erhard, indem er seine aktuellen Fragen  mit Zitaten aus Erhards Nachlass beantwortete, ist ein Meisterstück.

Ein paar Auszüge:
Steingart: Viele Bankenchefs sagen, dass von ihrem Scheitern ein „systemisches Risiko“ ausgehe, ihre Existenz also für das Gemeinwohl von so überragender Bedeutung sei, dass sie mit Steuergeld gerettet werden müssen. Bittere Wahrheit oder Bluff?

Erhard: Der Unternehmer, der nicht mehr an die Funktionsfähigkeit einer freien Marktwirtschaft glaubt, gibt sich in meinen Augen selbst auf.

Steingart: Zugespitzt gefragt: Auch eine Bank oder – um ein anderes prominentes Beispiel zu nennen – ein Autobauer wie Opel soll pleitegehen dürfen?

Erhard: Das ist Schicksal des Unternehmers, denn er ist nur so lange freier Unternehmer, wie er Risiken und Chancen gleichermaßen tragen will. Es geht nicht an, dass er nur die Chancen wahrnehmen und die Risiken durch die Anrufung des Staates abwenden will. Es ist ein mehr als gefährlicher Weg, wenn der Unternehmer aus der persönlichen in die kollektive Verantwortung strebt.
Meine persönliche Ansicht dazu: Männer wie Ludwig Erhard sind wirklich alternativlos. Schade, dass sie so selten sind, und wir heute mit Frauen wie Angela Merkel als Alternative zurechtkommen sollen.

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